In einem intensiven Austausch haben wir Grünen-Abgeordneten aus Pforzheim und dem Enzkreis gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Initiative „Runder Tisch Pflege“ die Herausforderungen und Chancen in der ambulanten und stationären Pflege diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Frage: Was braucht es, um die Pflegeangebote in unserer Region nachhaltig zu verbessern?

Fachkräftemangel als zentrales Thema

Ein großes Thema, das alle Beteiligten umtreibt, ist der Fachkräftemangel in der Pflege. Dabei wurden drei zentrale Punkte herausgestellt, die entscheidend sind, um diesen Mangel zu beheben:

  1. Gute Arbeitsbedingungen schaffen
  2. Qualifizierung und Ausbildung des Nachwuchses fördern
  3. Zuwanderung ermöglichen und erleichtern

Die Diskussion zeigte, dass es bei der Umsetzung dieser Maßnahmen konkreten Handlungsbedarf gibt, um die Situation in der Pflege langfristig zu verbessern.

Reform der Pflegeausbildung und die Forderungen der Initiative

Die generalistische Pflegeausbildung, die 2020 eingeführt wurde, wird von der Initiative „Runder Tisch Pflege“ kritisch betrachtet. Sie bemängelt, dass die Reform zwar im Dialog mit der Praxis entwickelt wurde, aber nicht alle praktischen Bedürfnisse berücksichtigt. Eine Evaluierung der Ausbildung ist für das Jahr 2025 geplant.

Ein konkreter Vorschlag der Initiative ist die Einführung einer einjährigen, bundesweit einheitlichen Pflegehelferausbildung. Die Bundesregierung arbeitet bereits an einem entsprechenden Gesetz, das eine bundeseinheitliche Pflegeassistenzausbildung ermöglichen soll, die auch mit einem Hauptschulabschluss zugänglich wäre.

Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Zuwanderung

Ein weiteres Thema der Diskussion war die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Die Hürden wurden durch praxisorientierte Kenntnisprüfungen bereits gesenkt. Dabei müssen Sprachkenntnisse erst beim Erhalt der Berufserlaubnis nachgewiesen werden. Zudem soll das geplante Berufsvalidierungsgesetz Menschen ohne formalen Abschluss ermöglichen, ihre praktischen Fähigkeiten anerkennen zu lassen.

Auch die Zuwanderung spielt eine entscheidende Rolle, da Deutschland jährlich etwa 400.000 Arbeitskräfte fehlen. Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz wurden wichtige Schritte unternommen, um qualifizierte Fachkräfte nach Deutschland zu holen. Zudem ermöglicht das Chancenaufenthaltsrecht sowie Erleichterungen bei Arbeitsverboten eine bessere Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Die Digitalisierung der Visavergabe ist ein weiterer Schritt, der die Prozesse beschleunigen soll.

Leiharbeit in der Pflege: Kostenfaktor und Chance

Die zunehmende Leiharbeit in der Pflege wurde von den Teilnehmenden kritisch beleuchtet. Zwar verursacht sie hohe Kosten, ist jedoch oft notwendig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Viele Fachkräfte schätzen die besseren Rahmenbedingungen, die ihnen durch Leiharbeit geboten werden, und könnten bei einer Einschränkung der Leiharbeit den Pflegeberuf ganz aufgeben. Deshalb ist es notwendig, an besseren Arbeitsbedingungen zu arbeiten, um das Pflegepersonal langfristig im Beruf zu halten.

Kommunale Pflegekonferenzen als Chance

Ein weiteres Thema war die Förderung kommunaler Pflegekonferenzen, wie sie vom Land Baden-Württemberg unterstützt werden. Solche Konferenzen gibt es in der Region bisher noch nicht, doch könnten sie ein wichtiger Schritt sein, um Leistungserbringer, Leistungsträger und Betroffene an einen Tisch zu bringen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Die Diskussion mit der Initiative „Runder Tisch Pflege“ hat wertvolle Impulse gegeben, wie wir die Pflege in der Region stärken können. Wir werden weiterhin intensiv daran arbeiten, die Bedingungen für Pflegekräfte zu verbessern und das Angebot an pflegerischen Dienstleistungen zu erweitern.